Praktische Theologie II
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Kirche als Bildungsperspektive des Religionsunterrichts

WissenschaftlerIn: Christine Bendrath
Projektende: 29.10.2009
Projektart: Dissertation
Projektzugehörigkeit: Forschungsstelle Jugend und Kirche

Projektbeschreibung

Ausgangspunkt meines Forschungsvorhabens ist die Beobachtung, dass die Institution Kirche nicht mehr selbstverständlich in der Lebenswelt heutiger Kinder und Jugendlicher vorkommt. Dennoch bezeichnen diese sich selbst zu einem großen Teil durchaus als religiös, auch wenn sie die Kirche als für ihr Leben relevant ablehnen. Die Kirche als Ort eines christlich-religiösen Lebens ist für sie nur noch selten eine Alternative. Aussagen und Stellungnahmen von Kindern und Jugendlichen lassen vermuten, dass die Kirche bei ihnen (ebenso wie bei Erwachsenen) einen Imageverlust erlitten hat, dessen Ursachen festzustellen und zu beschreiben sein werden.

Da aufgrund dieses Imageverlustes der weitaus größere Teil der einer Kirche angehörenden Kinder und Jugendlichen den Kontakt zur Kirche nicht mehr notwendigerweise über das Elternhaus oder die Nachbarschaft vermittelt bekommt, bleibt ein Kontakt zur Kirche oft bis zum Konfirmandenalter fast ganz aus (ausgenommen vereinzelte Kasualien innerhalb der Verwandt- und Bekanntschaft und punktuelle Berührungspunkte mit Kirche im Religionsunterricht). Das häufige Vorurteil, Kinder und Jugendliche hätten ein gestörtes bzw. negatives Verhältnis zur Kirche, kann daher nicht aufrecht erhalten werden, denn es trifft nur auf einen geringen Teil der (bereits konfirmierten) Jugendlichen zu. Man könnte eher von einer Art Nicht-Verhältnis zur Kirche sprechen.

Nun ist die Kirche aber ein nicht zu vernachlässigender Faktor unserer westeuropäischen Kultur und wesentlicher (wenn auch nicht unumstrittener) Bestandteil des Christentums. Ob daher von einer christlich-religiösen Weltanschauung her oder lediglich aus gesellschaftlich-kulturellen Beweggründen, so ist die Kenntnis um das, was Kirche ist und ausmacht, sowohl für ein gemeinschaftliches Miteinander in unserer Gesellschaft allgemein wichtig als auch besonders für das religiöse Leben innerhalb der christlichen Gemeinschaft. Deswegen besteht unbedingt die Notwendigkeit, Kindern und Jugendlichen die Kirche als kulturellen, gesellschaftlichen und religiösen Bestandteil auch ihrer eigenen Lebenswelt wieder näher zu bringen.

Der Religionsunterricht ist bisher in fast ganz Deutschland ordentliches Unterrichtsfach an allen allgemein bildenden Schulen. Über ihn hat die Kirche die Möglichkeit flächendeckend fast alle ihrer Mitglieder im Schulalter über einen jahrelangen Zeitraum zu erreichen. Ebenso wird den Schülerinnen und Schülern im Religionsunterricht die Chance gegeben, der Kirche ungezwungen und kritisch zu begegnen. In der Annäherung von Kindern und Kirche könnte daher der Religionsunterricht – vor allem in den ersten sechs Schuljahren – sehr gut eine Vermittlungsfunktion übernehmen. Somit wäre es möglich, den in den Familien stattfindenden Traditionsabbruch hinsichtlich der Kirche, aufzufangen und sowohl für die Kinder als auch für die Kirche fruchtbar werden zu lassen. Diesbezüglich wird zu diskutieren sein, inwieweit der Religionsunterricht eine solche Annäherung, bildungs-theoretisch begründet, überhaupt leisten sollte und kann, aber auch, inwieweit er es aus schultheoretischer Perspektive leisten darf. Außerdem wird der

Religionsunterricht selbst zu Inhalt und Gestaltung hinsichtlich des gestellten Themas aus mehreren Perspektiven exemplarisch zu untersuchen sein, um schließlich aus den erarbeiteten Ergebnissen religionspädagogische und –didaktische Konsequenzen für die Ausgestaltung des Religionsunterrichts ziehen zu können.